Im Goldrausch mit dem BMW 3.0 CSL
Den Charme der Siebzigerjahre verkörpern nicht nur Sportwagenkeile aus Italien, sondern auch deutsche Ausnahmesportler wie der BMW 3.0 CSL. Wir trafen das Leichtbau-Coupé im Untergrund eines Hamburger Bauwerks, das zur gleichen Zeit entstanden ist, aber alles andere als ein „Leichtbau“ war.Den Charme der Siebzigerjahre verkörpern nicht nur Sportwagenkeile aus Italien, sondern auch deutsche Ausnahmesportler wie der BMW 3.0 CSL. Wir trafen das Leichtbau-Coupé im Untergrund eines Hamburger Bauwerks, das zur gleichen Zeit entstanden ist, aber alles andere als ein „Leichtbau“ war.
Im Jahr 1971 entstand in Zusammenarbeit mit Alpina auf Basis des E9 Coupé eine Homologationsserie für den damaligen Tourenwagensport: die Geburt des BMW 3.0 CSL. Der CSL war die schärfste Straßenversion der Baureihe, jedoch nicht aufgrund einer satten Leistungssteigerung des 180 PS starken Reihensechszylinders aus dem 3.0 CS. Nein, das Coupé wurde auf Diät gesetzt: Türen, Motor- und Kofferraumhaube wurden aus Aluminium gefertigt, an der Front die Stoßstange entfernt und auch am Heck nur ein leichter Rammschutz aus schwarzem Kunststoff montiert.
Die Fensterscheiben waren beim CSL – L stand übrigens für Leichtbau – extra-dünn und die Innenausstattung vergleichsweise spartanischen. Dazu gab es eng geschnittene Sportsitze, die sich in Kurven bewährt machten. Praktisch über Nacht konnten so 200 Kilogramm eingespart werden – und der CSL wog nur noch 1.165 kg.
Als „Leichtbau“ galt das hochmoderne Congress Centrum Hamburg, kurz CCH, das am 14. April 1973 eröffnet wurde, nicht gerade. Ganz im Gegenteil wurden für den Bau des CCH die „Goldreserven“ der Hansestadt mit vollen Händen in Beton (genau 38.000 Kubikmeter) investiert. Das vom Architekten Jost Schramm entworfene fünfstöckige Kongresszentrum inklusive einer doppelstöckigen Tiefgarage wurde für die damals aberwitzige Summe von 146 Millionen D-Mark gebaut. Immerhin aber konnte das als „Elbphilharmonie der Siebziger“ bezeichnete Kongresscenter fertig gestellt werden…
Nach der Eröffnung sollen im CCH so einige internationale Stars und Staatsoberhäupter ein und ausgegangen sein. Ob je einer von Ihnen mit einem 3.0 CSL in die Tiefgarage gerauscht ist? – diese Frage konnte uns auch der junge Pförtner, der uns am Tag unserer Produktion freien Eintritt gewährte, nicht beantworten. Aber wir sind uns einig, dass die goldene Skulptur auf Rädern, die da vor unserer Linse steht, eine perfekte Symbiose mit dem Siebzigerjahrebau darstellt.
Das goldene Coupé im Portrait – aus dem Angebot von Hallier Classic Cars – ist ein Exemplar von 1974 und zählt zur dritten und letzten Ausbaustufe des 3.0 CSL. Diese Autos besaßen, wie auch die zweite Serie, eine Einspritzanlage und der Hubraum des Sechszylinders wurde auf knapp 3,2 Liter vergrößert. So leistete der Motor 206 PS und 286 Nm bei 4.300/min. Den Spitznamen „Batmobil“ verdankt die dritte Serie, wie die meisten wissen, ihrem umfangreichen Aerodynamikpaket – vor allem aufgrund des riesigen Heckflügels. Der bekam jedoch keine Straßenzulassung und war daher selten zu sehen. BMW-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck soll mit seinem „Dienst-CSL“ einmal gefragt worden sein, ob der Heckflügel an seinem Coupé ein neuer Ski-Halter sei. Das waren noch „goldene“ Zeiten!
Classic Driver
2015
AD: Dustin Lundt
Text: Jan Richter
Location: CCH Hamburg